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Devon

Schiefer, Quarzite und Riffkalke

Die im Naturpark Soonwald-Nahe sehr weit verbreiteten Gesteine sind die Schiefer und Quarzite des Devons. Diese Gesteine sind unvorstellbare 390 bis 360 Millionen Jahre alt.

Zu dieser Zeit war die Welt in jeglicher Beziehung eine völlig andere. Die Kontinente und Weltmeere sind in Größe, Lage und Form nicht mit den heutigen Verhältnissen vergleichbar. In weiteren 100 Millionen Jahren wird das Gesicht der Welt wiederum gänzlich umgeformt sein. Dies hängt ursächlich mit der relativ dünnen, fragilen Erdkruste (Lithosphäre) zusammen, die förmlich auf der glutflüssigen, stets im Umlauf befindlichen Magma des Erdinneren schwimmt und dabei driftet, zerbricht, aufgefaltet wird oder in das Erdinnere abtaucht.

Die Meere des Devons sind die Heimat der Panzerfische, die sich zu dieser Zeit vielfältig entwickeln. Auch der weltberühmte Quastenflosser, ein sogenanntes lebendes Fossil aus dem Indischen Ozeans, entstammt dieser Zeit. Pflanzen, vornehmlich Farne, erobern sehr erfolgreich weltumspannend die Landoberfläche. Sie sind zu dieser Zeit noch nicht durch pflanzenfressende Landbewohner bedroht.

Die Gesteine des Devons im Naturpark Soonwald-Nahe spiegeln die Lebensbedingungen eines flachen, äquatornah gelegenen warmen Meeres wider, am Südrand des Kontinents „Laurussia“ gelegen. In diesem Meer tummelten sich einst viele Tiere. So finden sich in den Quarziten, den einst sandigen Sedimenten des Meeres, Korallen, Armfüßer, Schnecken, Muscheln, Würmer, Trilobiten, Seelilien und Fische. In den Schiefern, einstmals schlammig-tonige Sedimente, sind darüber hinaus Kopffüßer, Gliederfüßer, Stacheltiere, Sterntiere und Wirbeltiere fossil überliefert.

Während der variszischen Orogenese, einem gebirgsbildenden Prozess vor ca. 320-290 Millionen Jahren, werden die devonischen Sedimente des Naturparks Soonwald-Nahe, ein mehrere Kilometer mächtiges Paket, als ein Teil des Rheinischen Schiefergebirges in der Erdkruste hohen Druck- und Temperaturbedingungen ausgesetzt, metamorph überprägt, verfaltet und zu einem Gebirge aufgestaucht. Aus den sandigen Meeresablagerungen entstand in dieser Zeit der harte Quarzit, aus dem dunklen Schlamm und Ton entstand der milde Schiefer, aus abgestorbenen Meeresbewohnern bildeten sich unter günstigen Bedingungen Fossilien.

Weltweit entstehen in dieser Zeit Gebirge wie beispielsweise der Ural oder die Appalachen. Das Rheinische Schiefergebirge, heute als Mittelgebirge einzuordnen, war einst wesentlich höher. Erst durch jahrmillionen Jahre anhaltende Abtragung (Erosion) hat es seine heutige Gestalt erhalten und wird auch zukünftig weiter geformt.

Geotop 1 Koppenstein (Devon Quarzit)

Standort Geotoptafel (Bing)

Ein Wahrzeichen des Naturparks Soonwald-Nahe, für den Wanderer auf dem hier vorbeiführenden Soonwaldsteig erschlossen, ist die Burgruine Koppenstein mit ihrem markanten, an einen „Wackelstein“ erinnernden Quarzitblock. Die gesamte Burganlage ist auf einer verwitterungsresistenten devonischen Quarzitrippe errichtet worden, die als weithin höchster Punkt der Region den Blick in alle Himmelsrichtungen freigibt. Unterhalb der Burg wird der extrem harte, splittrig brechende Quarzit in einem Steinbruch abgebaut.

Am Koppenstein lassen sich die gewaltigen tektonischen Kräfte der variszischen Gebirgsbildung nachvollziehen. Die Gesteine sind hier sattelartig aufgewölbt und intensiv zerschert und geben damit einen Blick in den geologischen Aufbau des Naturparks Soonwald-Nahe preis.

Geotop 4 Gemünden (Devon, Schiefer)

Standort Geotoptafel (Bing)

Obwohl so weit verbreitet im Naturpark Soonwald-Nahe, sind die devonischen Schiefer oft nur an Straßen- und Wegböschungen zu beobachten. Auf den Hochflächen der Region sind die milden, verwitterungsanfälligen Schiefer in aller Regel tiefgründig verwittert und von einem mächtigen Bodenhorizont verhüllt.

Vor den Toren Gemündens am geologischen Lehrpfad im Simmerbachtal lassen sich die Schiefer des Devons an einem frischen Straßenaufschluss gut betrachten. In der Regel sind in den Schiefern aber nur mit sehr viel Glück Fossilien zu finden. Empfehlenswert ist daher die Schiefergrube Herrenberg in Bundenbach mit angeschlossenem Museum, gelegen im wildromantischen Hahnenbachtal direkt am Soonwaldsteig.

Geotop 8 Seesbach (Devon, Quarzit)

Standort Geotoptafel (Bing)

Im Kern der Ortschaft Seesbach findet sich dicht umgeben von Gebäuden ein haushoher Quarzitblock, ausgewiesen als Naturdenkmal. Der Block, auch als Härtling bezeichnet, ist sowohl in seiner Lage als auch bezüglich seiner petrographischen Zusammensetzung vergleichbar mit dem Quarzit von Winterbach (Geotop 9). Beide stellen monumentale Verwitterungsrelikte dar, die aufgrund ihrer äußerst harten und säurerestistenten Gesteinszusammensetzung auch die nächsten Jahrmillionen sicher überdauern werden.

Geotop 9 Winterbach (Devon, Quarzit)

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Nur ein sogenannter „Härtling“ wie der Quarzitblock von Winterbach hat diesen Namen verdient, trotzte er doch dem Angriff der Jahrmillionen lang einwirkenden Erosion, der chemischen und physikalischen Verwitterung, so nachhaltig. Während die umgebenden Schiefer dem Verwitterungsprozess des feucht-warmen Tertiärs nicht stand hielten, ist der Quarzitblock von Winterbach erhalten geblieben und hat gute Chancen, auch die nächsten Jahrmillionen zu überdauern.

Schon in der Frühzeit der Menschheitsgeschichte hatten Solitärfelsen dieser Art eine besondere, mystische Bedeutung. So wundert es nicht, dass an solchen Plätzen schon früh Siedlungen entstanden sind.

Geotop 12 Plackensteiner Kuh (Devon, Quarzit)

Standort Geotoptafel (Bing)

Unvermittelt erscheint sie dem Wanderer auf dem Naturerlebnisweg Schinderhannes: die Plackensteiner Kuh. Geologisch betrachtet handelt es sich um einen devonischen Quarzitblock, der intensiv geklüftet und auffallend deutlich gefaltet ist. Nur selten ist die variszische Faltung so leicht, unzweifelhaft und formvollendet im Naturpark Soonwald-Nahe zu beobachten.

Von markanter Gestalt und mit Moosen und Flechten bewachsen, hat die Plackensteiner Kuh von jeher eine mystisch-bezaubernde Wirkung auf den Betrachter, was sich schon in der phantasievollen umgangssprachlichen Bezeichnung zeigt.

Geotop 15 Stromberg (Devon, Riffkalk)

Standort Geotoptafel (Bing)

Riffe gab es zur Zeit des Devons in sehr flachen Gewässern weltumspannend zwischen 30° nördlicher und 30° südlicher Breite. Am Aufbau des ca. 400 m mächtigen Riffkalks von Stromberg sind neben Seelilien und Korallen außergewöhnlich viele Algen und Stromatoporen beteiligt. Ein Blick in die Abbaugrube gibt dem Betrachter eine Vorstellung von gewaltigen Dimension eines solchen Riffkörpers.

Im Naturpark Soonwald-Nahe kommt nur hier der Riffkalk vor. Der nahe gelegene Dörrebach belegt, wie der Name des Baches schon andeutet, die Löslichkeit des Kalkes gegenüber Wasser. So versickert der Dörrebach beim Weinberger Hof in den Klüften und Hohlräumen des Stromberger Riffkalkes.